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Dienstag, 17. Juli 2012

Webmuster

Ich habe in letzter Zeit ja sehr viel an den einzigen für meine Frühmittelalter-Darstellung passenden Textilfunden herumgelesen. Die Funde aus Kirchberg liegen zwar etwa 50 Jahre nach "meiner Zeit", sind aber insgesamt die einzigen hessischen aus dem gesamten Frühmittelalter. In dem Zusammenhang also verdammt nah dran ;)

Zwei der Funde sind in sehr interessanten Bindungen gewebt, die ich unbedingt mal ausprobieren will wenn mein Gewichtswebstuhl endlich fertig ist. Das eine ist eine Variation der Leinwandbindung, das andere eine Variation vom Diamantköper. Heute nach meiner dreiteiligen (und dreistündigen) Werkstoffkundeklausur (und mit der Aussicht auf eine Woche Pause vor der nächsten Prüfung) habe ich mich mal dran gesetzt und beide mal großflächig aufgemalt, damit ich mir besser vorstellen kann wie sie dann am großen Projekt aussehen. Wirkt halt doch ganz anders, ob man 1-2 Musterwiederholungen im Buch sieht oder einen etwas größeren Ausschnitt.

Die Diamant-Variation aus Grab 8 (Gewebe Nr. 6) unterscheidet sich von "normalem" Diamantköper dadurch, dass die Breite und Länge der einzelnen "Karos" unterschiedlich sind. Der Richtungswechsel geschieht bei den Kettfäden immer nach sechs Fäden, bei den Schussfäden jedoch nur alle neun Reihen. Da mich Fischgrat- und Diamantköper ja sowieso irgendwie fasziniert, habe ich beschlossen, dass das unbedingt mal ausprobiert werden muss. Wahrscheinlich erstmal für Beinwickel o.ä., da dafür ja sowieso Fischgrat und Diamant gleichermaßen verwendet werden.
Die zwei verschiedenen Farben in meiner Zeichnung dienen lediglich zur besseren Erkennbarkeit der Wiederholungen und zum Vereinfachen des Zeichnens - der Farbverlauf ist so nicht webbar!

Die Leinwandbindung aus Grab 9 (Gewebe 5) ist fast noch interessanter, weil sie ebenso simpel wie genial ist. Im Original ist nur ein Fragment erhalten - acht Reihen normale Leinwandbindung und oben und unten einige Reihen der Dreiergruppen. Zwar steht in der Auswertung von Hundt (in: Sippel (89): Die frühmittelalterlichen Grabfunde in Nordhessen) etwas von "Streifen", ob diese aber tatsächlich gleichmäßig breit waren oder ob vielleicht auch nur einzelne Musterstreifen im Gewebe waren (bzw einzelne Streifen normaler Leinwandbindung, um die andere Bindung zu stabilieren), lässt sich aus der Fundlage nicht mehr erkennen.
Ich habe mich hier für abwechselnd gleich breite Streifen mit der Breite von acht Reihen (wie sie der mittlere Streifen im Fund hatte) entschieden. Die Farbgebung so wie sie hier erscheint ist der Effekt, der bei Verwendung von unterschiedlichen Schuss- und Kettfarben entsteht (wie es bei Köperbindungen oft gemacht wird) und gefällt mir ausnehmend gut.
Ein paar Gedanken zur Umsetzung habe ich mir dazu auch schon gemacht: für eine normale Leinwandbindung braucht man auf dem Gewichtswebstuhl zwei Fächer - das hintere und ein vorderes. Die Dreiergruppen lassen sich nicht daraus ableiten, so dass man dazu zwei weitere Fächer brauchen würde. Insgesamt braucht man also vier Fächer, so wie bei den 2/2er Köperbindungen (wie sie ja größtenteils auftauchen) auch.
Ich denke, dieses Muster wäre aber ein besseres Anfängerprojekt als ein Köper, weil für jeden Abschnitt nur zwei Fächer gebraucht werden statt wie bei allen Köperbindungen alle abwechselnd. Zusätzlich bleibt (im Gegensatz zum Fischgrat- und Diamantköper) beim Schären das Muster die ganze Zeit gleich und wechselt nicht alle paar Fäden die Richtung. Beides zusammen dürfte zu deutlich weniger Überforderung führen. Deshalb wird mein erstes Projekt am neuen Webstuhl vermutlich auf ein Tuch in diesem Muster (wahrscheinlich auch mit 8er Streifen) hinauslaufen, in zwei Farben (eine für Schuss, eine für Kette) damit ich besser sehe was ich da tue (und weil mir der zweifarbige Effekt in dieser Bindung irgendwie verdammt gut gefällt). Schaun wir mal, welche Färbungen sich da im Herbst zu freiwillig melden...

Donnerstag, 14. Juni 2012

ExperimEnte

Zwischen einem Dutzend halbfertiger Großprojekte und jeder Menge Prüfungstress war es in den letzten Wochen kaum möglich, hier mal endlich wieder etwas zu posten... Zwar habe ich zwischendrin auch immer wieder mal an kleineren Projekten gesessen, aber da die Großprojekte doch immer wieder lockten und Physik sich zu meinem persönlichen Lieblingsfeind erklärt hat (nächste Woche Freitag ist das Praktikum endlich geschafft, aber dann sind es auch nur noch drei Wochen bis zu den Prüfungen...), hängen die auch alle noch zwischen "halbfertig" und "so gut wie fertig" - eigentlich sollten die alle bereits letzte Woche auftauchen.

Deshalb hier heute eine Vorschau - kleine Experimente als Vorbereitung zweier Großprojekte.

Teil 1: Weben am Gewichtwebstuhl.

Der Webstuhl selber ist noch im Bau, ergo dauern auch die daran geplanten Projekte noch bis zum Herbst. Bis dahin habe ich aber schonmal mit Webmustern und Farbkombinationen experimentiert und ausprobiert, wie fein das Gewebe mit den vorhandenen Garnen wird:
Leider doch deutlich feiner als geplant - ich hatte mit ca 6-8cm fertiger Breite für dieses Probestück gerechnet, leider wurden es 4,5-5cm. Vielleicht bin ich vom Kammweben zu starkes Zusammenziehen gewohnt? sehr helle 4. Züge von Walnuss und Rainfarn, die Kombination und Bindung wird so übernommen für Beinwickel für meinen Mann.

Teil 2: Möbelbau.

Im Rahmen eines Praxiskurses (leider zur Zeit die einzige Möglichkeit, in einer brauchbaren Werkstatt zu stehen, da alle in denen ich arbeiten dürfte zu weit entfernt sind) ist in Zusammenarbeit mit einigen Mitstudenten ein kleiner Schrank entstanden. Leider nicht so ganz so, wie ich ihn selber entworfen hätte... Die Materialkombination (vier verschiedene Holzarten) ist ungewöhnlich aber gar nicht so verkehrt, die Form aber leider so gar nicht meins. Allerdings hätte ich eh lieber eine Truhe gebaut, meine alte zeigt nach jahrelangem Dauereinsatz und ständigem hin und her schlören langsam doch deutliche Gebrauchsspuren...

Zur "Schadensbegrenzung" war ursprünglich eine Schnitzerei geplant, die durch eine Pilzsudbehandlung der restlichen Oberfläche farblich abgehoben werden sollte. Dann habe ich jedoch realisiert, dass Erlenholz (und die großen Flächen der Tür sind aus Erle - man merkt halt doch, dass man nicht mehr in der Heimat ist...) einfach zu schade ist, um "besudelt" zu werden - es gibt einfach schon zu schöne Farben, wenn man es nur ölt. Also plane ich, die geplanten Blattrankenmuster statt dessen zu brennen. Erste Versuche wie ich das Muster umsetze, passenderweise zum Teil ebenfalls auf Erle (zwei der Webbrettchenrohlinge, die ich seit zwei Jahren schleifen will, sind leider beim Transport zerbrochen und boten sich hierzu an):
Bei diesem Experiment handelt es sich noch nicht um die endgültige Blattform, sondern nur um einen Teil der Versuchsserie, wie sich mit verschiedenen Brennspitzen welche Linienarten umsetzen lassen und wie genau sich damit auf vorgezeichneten Linien entlang malen lässt (beim linken Blatt zum Teil noch blau erkennbar). Ich glaube aber, so langsam habe ich meine Lieblingsspitze für geschwungene Linien (und davon haben die meisten Blätter nunmal einige) gefunden. Der Schrank steht seit Montag ebenfalls hier (Bilder folgen).

Fehlt nur noch ein detaillierter Musterentwurf und eine Möglichkeit, den halbwegs symmetrisch auf die nicht-ganz-symmetrischen Türen zu übertragen.

Bleibe ich diesmal (wie fast immer) bei nur Blättern, oder bringe ich kleine Blüten (vielleicht so wie die spontan improvisierten Sternchenblüten im Versuch oben? Die erinnern mich irgendwie an Urlaub...) mit ein? Welche Blattform nehme ich diesmal - wieder 1:1 übertragene reale Blätter wie bei meinem grünen Schultertuch? Oder doch lieber wieder Freihand-Phantasieblätter, wie bei meiner vor Jahren mal bestickten blauen Halbschürze? Bei beiden Varianten, welche Art von Blättern?

Irgendwie reizt mich das Weinlaub, das am Nachbarhaus wächst (okay, noch viel mehr reizt es mich, das Zeug zu ernten und zum Färben zu trocknen, aber das ist ein anderes Thema...), allerdings würde ich davon nur 2-3 Blätter pro Tür platzieren können und weiß nicht, ob sich das so passend arrangieren lässt. Momentan tendiere ich eher zu kleineren, relativ simplen Blattformen. Hat da zufällig noch jemand einen schönen Vorschlag?