(german version - english version to follow shortly)
In den letzten beiden Tagen habe ich mir nach und nach erarbeitet, wie man am besten die Inkle-Webtechnik "Monk's Belt", wie sie im Buch "Inkle Pattern Directory von Anne Dixon beschrieben steht, auf dem Gatterkamm umsetzt. Da sich diese Technik in einigen Punkten grundlegend von anderen Kammwebereien unterscheidet, möchte ich hier meine Erkenntnisse festhalten und teilen.
Grundlegend lassen sich drei große Unterschiede festhalten:
1) Das entstehende Hintergrundgewebe hinter den Musterfäden ist im Gegensatz zu allen anderen Musterfadentechniken kein Kettrips, sondern einfache Leinwandbindung. Dadurch ist die Webbreite deutlich größer, als man es von Bändern in anderen Techniken mit gleicher Fadenzahl und Fadenstärke erwarten würde, aber auch die Stabilität ist insbesondere gegenüber der Ripstechnik deutlich erhöht.
2) Es wird nicht jede Position im Webkamm bezogen. Das bedeutet, dass man einen breiteren Webkamm braucht, als die Fadenzahl des Bandes vermuten lassen würde. Näheres hierzu bei der Erklärung des Einzuges im nächsten Absatz.
3) Auch waagerechte und senkrechte Linien im Muster sind kein Problem. Während bei den meisten Techniken fast nur an der Diagonale gearbeitet wird und gerade Linien immer unsauber werden, kann man hier auch Querstreifen über die gesamte Bandbreite ohne Probleme einbauen. Dafür ist das übliche Problem, dass Einzelfäden im Muster nur wenig auffallen, hier besonders stark ausgeprägt - man sollte beim Entwerfen darauf achten, überall mehrere Fäden nebeneinander liegen zu haben und soweit möglich jeden Faden mindestens zwei Reihen lang am Stück im Muster zu führen.
Schritt 1: Der Aufzug
Wie bereits oben erwähnt, werden bei dieser Technik Schlitze im Kamm freigelassen. Das liegt daran, dass in einem Fach jeweils drei Fäden zusammenliegen müssen - also zum Beispiel jeweils drei oben, dann einer unten, drei oben, dann einer unten, usw. Das ist mit dem Webkamm nicht anders realisierbar, als Schlitze freizulassen, es sei denn, man würde sich eine Spezialanfertigung mit drei Löchern nebeneinander pro Zinken bauen.
Durch dieses Freilassen braucht man einen breiteren Kamm als gewöhnlich. Wie breit, lässt sich aber genau berechnen: Die Anzahl der freigelassenen Schlitze ist immer genauso groß wie die Anzahl der Musterfäden. Für ein Band mit 20 Musterfäden sieht die Rechnung also folgendermaßen aus (siehe Skizze oben):
20 Musterfäden + 21 Hintergrundfäden + 2x4 Randfäden + 20 freie Schlitze = 47 Fäden bzw 67 Plätze im Webkamm.
Zur Materialwahl: Ich habe Merinowolle verwendet. Sowohl Musterfäden als auch Hintergrundfäden kamen vom gleichen Hersteller, allerdings haben die Hintergrundfäden die doppelte Lauflänge, sind also nur halb so dick. Mit diesem "Größenverhältnis" bin ich ganz gut gefahren. Ich würde sagen, insgesamt kann man sich hier an den Erfahrungen für die "baltische"/"ostpreußische" Musterfadentechnik orientieren, bei der man ja auch ungefähr doppelte Garnstärke verwendet.
Schritt 2: Das Anweben
In den ersten paar Reihen empfehle ich, die Musterfäden völlig zu ignorieren. In einem Fach sind sie ohnehin nicht da, im anderen einfach alle nach unten drücken. So kann man erst einmal schauen, wie breit das Band überhaupt werden soll -wenn man einfach nur auf und ab webt, bekommt man durch den extremen Materialmengenunterschied der Fächer keinen Überblick.
Hier sieht man sehr gut, wie nur jeder dritte Schlitz bezogen ist. zwar liegt jeder zweite grüne Faden (Hintergrundfäden) im ausgewählten Fach, die weißen Fäden (Musterfäden) liegen jedoch alle im anderen. Beim Öffnen des anderen Faches liegt zunächst Faden an Faden. Wenn man jedoch die Musterfäden hinunter drückt, entsteht ein ähnliches Bild wie hier.
Schritt 3: Das Auslesen der Musterfäden
Das Auslesen der Musterfäden unterscheidet sich kaum von anderen Mustertechniken. Es wird jedoch durch zwei Dinge stark erleichtert:
1) Alle Musterfäden liegen im gleichen Fach. Man muss also nie gleichzeitig hinabdrücken und hochholen, sondern hat alle Fäden brav nebeneinander liegen und kommt somit längst nicht so schnell durcheinander. Auch auf ein mögliches Umeinanderdrehen von oben- und untenliegenden Musterfäden muss man nicht achten.
2) Da alle Musterfäden paarweise liegen und die einzelnen Paare durch einen andersfarbigen Faden voneinander getrennt werden, lassen sie sich besonders leicht auszählen.
Ich persönlich öffne immer gerne das Fach, schlage mit meinem Webschwert fest an um die Vorreihe in Position zu bringen, halte das Fach dann mit meinem Finger offen und nutze die Spitze des Webschwertes, um die Musterfäden auszulesen.
Wenn man beim Auslesen das Schwert bzw den Auslesestab (je nach eigener Vorliebe, manche verwenden auch gerne eine Stricknadel oder ein Essstäbchen) möglichst nah am Webkamm führt, hat das den Vorteil, dass sich die Fäden nicht zwischen dem bereits gewebten Stück und dem Kamm umeinander schlingen und somit ihre Positionen tauschen können. Wenn das passiert und man nahe am Werkstück ausliest, erwischt man manchmal den falschen Faden. Das führt dazu, dass sich die Fäden nicht nur mit den Nachbarfäden, sondern beim Öffnen des nächsten Faches auch mit denen des anderen Faches verdrehen, weil die beiden miteinander verdrehten Fäden ja auf zwei verschiedenen Seiten des gleichen Fadens vorbei wollen - und dann hat man ganz großes Kuddelmuddel, das man erstmal entwirren muss, bevor man weiter weben kann. Dieser Tipp gilt übrigens für alle Mustertechniken, bei denen man Fäden auslesen muss!
Natürlich sollte man das Schwert mit den ausgelesenen Fäden dann aber in Richtung Webstück ziehen, bevor man das Schiffchen hindurch zieht.
Schritt 4: Versäubern
Wenn das Muster nicht ganz sauber auf der Oberseite des Bandes erscheint, einfach mal die entsprechenden Musterfäden nach vorne ziehen und mit dem Webschwert leicht anschlagen.
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