Montag, 30. Juli 2012

genadeltes Tuch, #2

Am Donnerstag hatte ich das Glück, nicht alleine mit dem Zug von Bayern nach Niedersachsen fahren zu müssen. Ich hatte sogar das unverschämte Glück, mit Christian zusammen fahren zu dürfen - der mir neben Zwetschgenkuchen und Wasser auch noch wunderschöne handgesponnene Wolle mitgebracht hat:
Das gelbe Garn ist mit Rainfarn gefärbt, das orangebraune chemisch. Beide sind in Natura deutlich knalliger als auf dem Bild (Kameras sind was fürchterbares!) und unglaublich weich und kuschelig. Ich konnte natürlich nicht widerstehen und musste noch unterwegs anfangen, damit zu arbeiten.

Diesmal wird es ein rechteckiges Schultertuch, in Spiraltechnik im Kreis gearbeitet, doppelter dänischer Stich. Ob ich noch ein paar Musterelemente mit hineinnehme, bin ich mir noch nicht ganz schlüssig.

(für diejenigen, die nur dieses Blog verfolgen: Bilder vom ersten Tuch findet ihr im Friuntskafida-Lagerblog)

Erstes Brennprojekt

Nachdem ich wochenlang kaum eine freie Minute hatte, musste ich dann gestern an meinem zweiten "richtigen" Ferientag doch mal endlich meinen Brennkolben ausprobieren. Die paar Linien auf rumliegenden Holzstückchen direkt nach dem Kauf zählen ja irgendwie nicht so richtig.

Am letzten Termin der Lehrwerkstatt am Dienstag sind unter anderem Holzbrettchen entstanden, Durchmesser ca. 28cm. Das perfekte Übungsobjekt, jetzt habe ich ein neues Essbrettchen für's Lager, nur geölt werden muss es noch:
Das Muster ist meine Interpretation eines Musterelementes auf einem Fibelpaar aus Eltville am Rhein (Grab 459, zweites Drittel siebtes Jahrhundert). Ich suchte ein Muster, das ohne geschwungene Linien auskommt (bei meinen zittrigen Händen für die ersten Projekte wohl besser), annähernd in meine Darstellungszeit passt (ein oder zwei Jahrzehnte zu früh, aber denke das geht noch) und sich auf eine runde Borte anpassen lässt.

Es ist noch nicht so ganz sauber gearbeitet, aber das kriege ich hoffentlich bei den nächsten Projekten noch in den Griff.

Falls bei irgendwem die Kinder im Matheunterricht quengeln, wozu sie das brauchen: Dieses Brett brauchte jede Menge Geometriekenntnisse aus der 4.-7. Klasse - ich hatte nur ein Geodreieck, ein Lineal und einen Bleistift und nichtmal den Mittelpunkt des Brettes gegeben, selbst mein Zirkel liegt nutzlos 750km entfernt.Improvisation und Geometriegrundkenntnisse sind alles! :D

Dienstag, 17. Juli 2012

Webmuster

Ich habe in letzter Zeit ja sehr viel an den einzigen für meine Frühmittelalter-Darstellung passenden Textilfunden herumgelesen. Die Funde aus Kirchberg liegen zwar etwa 50 Jahre nach "meiner Zeit", sind aber insgesamt die einzigen hessischen aus dem gesamten Frühmittelalter. In dem Zusammenhang also verdammt nah dran ;)

Zwei der Funde sind in sehr interessanten Bindungen gewebt, die ich unbedingt mal ausprobieren will wenn mein Gewichtswebstuhl endlich fertig ist. Das eine ist eine Variation der Leinwandbindung, das andere eine Variation vom Diamantköper. Heute nach meiner dreiteiligen (und dreistündigen) Werkstoffkundeklausur (und mit der Aussicht auf eine Woche Pause vor der nächsten Prüfung) habe ich mich mal dran gesetzt und beide mal großflächig aufgemalt, damit ich mir besser vorstellen kann wie sie dann am großen Projekt aussehen. Wirkt halt doch ganz anders, ob man 1-2 Musterwiederholungen im Buch sieht oder einen etwas größeren Ausschnitt.

Die Diamant-Variation aus Grab 8 (Gewebe Nr. 6) unterscheidet sich von "normalem" Diamantköper dadurch, dass die Breite und Länge der einzelnen "Karos" unterschiedlich sind. Der Richtungswechsel geschieht bei den Kettfäden immer nach sechs Fäden, bei den Schussfäden jedoch nur alle neun Reihen. Da mich Fischgrat- und Diamantköper ja sowieso irgendwie fasziniert, habe ich beschlossen, dass das unbedingt mal ausprobiert werden muss. Wahrscheinlich erstmal für Beinwickel o.ä., da dafür ja sowieso Fischgrat und Diamant gleichermaßen verwendet werden.
Die zwei verschiedenen Farben in meiner Zeichnung dienen lediglich zur besseren Erkennbarkeit der Wiederholungen und zum Vereinfachen des Zeichnens - der Farbverlauf ist so nicht webbar!

Die Leinwandbindung aus Grab 9 (Gewebe 5) ist fast noch interessanter, weil sie ebenso simpel wie genial ist. Im Original ist nur ein Fragment erhalten - acht Reihen normale Leinwandbindung und oben und unten einige Reihen der Dreiergruppen. Zwar steht in der Auswertung von Hundt (in: Sippel (89): Die frühmittelalterlichen Grabfunde in Nordhessen) etwas von "Streifen", ob diese aber tatsächlich gleichmäßig breit waren oder ob vielleicht auch nur einzelne Musterstreifen im Gewebe waren (bzw einzelne Streifen normaler Leinwandbindung, um die andere Bindung zu stabilieren), lässt sich aus der Fundlage nicht mehr erkennen.
Ich habe mich hier für abwechselnd gleich breite Streifen mit der Breite von acht Reihen (wie sie der mittlere Streifen im Fund hatte) entschieden. Die Farbgebung so wie sie hier erscheint ist der Effekt, der bei Verwendung von unterschiedlichen Schuss- und Kettfarben entsteht (wie es bei Köperbindungen oft gemacht wird) und gefällt mir ausnehmend gut.
Ein paar Gedanken zur Umsetzung habe ich mir dazu auch schon gemacht: für eine normale Leinwandbindung braucht man auf dem Gewichtswebstuhl zwei Fächer - das hintere und ein vorderes. Die Dreiergruppen lassen sich nicht daraus ableiten, so dass man dazu zwei weitere Fächer brauchen würde. Insgesamt braucht man also vier Fächer, so wie bei den 2/2er Köperbindungen (wie sie ja größtenteils auftauchen) auch.
Ich denke, dieses Muster wäre aber ein besseres Anfängerprojekt als ein Köper, weil für jeden Abschnitt nur zwei Fächer gebraucht werden statt wie bei allen Köperbindungen alle abwechselnd. Zusätzlich bleibt (im Gegensatz zum Fischgrat- und Diamantköper) beim Schären das Muster die ganze Zeit gleich und wechselt nicht alle paar Fäden die Richtung. Beides zusammen dürfte zu deutlich weniger Überforderung führen. Deshalb wird mein erstes Projekt am neuen Webstuhl vermutlich auf ein Tuch in diesem Muster (wahrscheinlich auch mit 8er Streifen) hinauslaufen, in zwei Farben (eine für Schuss, eine für Kette) damit ich besser sehe was ich da tue (und weil mir der zweifarbige Effekt in dieser Bindung irgendwie verdammt gut gefällt). Schaun wir mal, welche Färbungen sich da im Herbst zu freiwillig melden...

Samstag, 14. Juli 2012

Einmal neidisch gucken...

... dürft ihr jetzt mal alle, wenn ihr seht was hier im Wald kiloweise wuchert:
Da stehen nämlich noch ganz viele "Küken" von im Wald, die ich noch ein paar Tage wachsen lasse, während diese vor sich hin trocknen... Gibt also ganz viel rote und/oder orangene Wolle demnächst. Dafür latsch ich auch gern mal vier Stunden (davon drei mit Regen...) durch den Wald. Beim nächsten Mal weiß ich wo sie stehen, dann dauert es nur zwei ;)

Erstmal gibt's jetzt aber lecker Pudding mit denen hier (die standen beim Pilze suchen so schön am Wegrand...):
Und danach geht's dann weiter - Werkstoffkunde Kunststoffe *seufz* mal schaun, ob ich dazwischen wenigstens noch die Pilze zum Trocknen zerlegt kriege, wenn der Regen runter getrocknet ist.

Sonntag, 8. Juli 2012

Rundgestrickt

Extra für mein Knuddelorkn, hier eine kleine Vorschau auf mein aktuelles Designprojekt - eine mehr oder weniger runde Decke und ein halbrundes Schultertuch mit gaaaaaanz vielen verkürzten Reihen - Anleitung wird es für verschiedene Garnstärken geben, sobald ich mal mindestens eine Decke und ein Tuch fertig habe. Also frühestens Ende des Jahres.
Dieses Exemplar wird eine Hundedecke für einen großen Hund ;)

Samstag, 7. Juli 2012

Schwarz

Ganz schlicht und schwarz ist es geworden, mein Coquille-Tuch... Und richtig schön größ und leicht.

 

Das Garn ist ein Sockengarn mit 100% Shetlandwolle, das ich als Konenware günstig bekommen habe - Lauflänge ca 450m/100g. Beim Verarbeiten noch ziemlich rauh und mit leichtem Geruch nach Spinnöl, aber nach dem Auswaschen richtig angenehm - so weich, wie es nur eigentlich rauhe Wollgarne werden. Die nächsten Tücher werden wohl wieder eigene Entwürfe, ich habe schon wieder einige Ideen im Kopf... Aber vorher müssen noch ein paar andere Projekte fertig, die allerdings auch noch einige Arbeitszeit brauchen, insbesondere mit den nächste Woche beginnenden Prüfungen. Erwartet also keine häufigen Updates in den nächsten Wochen, mich hat der Großprojektwahn gepackt...

+3 Salbeifladen der Schlaflosigkeit

Freitag, halb eins im Studentenwohnheim. Rundrum erstaunlich ruhig - ob das an den nächste Woche beginnenden Prüfungen liegt oder daran, dass im Sommer fast alle über's Wochenende nach Hause fahren? Längst keine Lust mehr auf Lernen um diese Zeit, schlafen kann ich zur Zeit eh kaum noch und nie vor drei oder vier Uhr morgens, das prüfungsbegleitende Strickprojekt habe ich im Laufe des Nachmittags beendet (es spannt gerade, Photos gibt es morgen), und plötzlich Heißhunger auf Brennnesselbrötchen. Das Problem: ich habe keine getrockneten Brennnesseln mehr (ich muss dringend wieder meine Kräutersammlung vervollständigen, das meiste geht zur Neige) und die Hefe habe ich vorgestern beim Einkaufen auch vergessen.

Ja, so sah die Situation vor einer knappen halben Stunde hier aus. Aber ich wär' ja nicht das kleine Chaosentchen wie ihr es kennt, wenn ich nicht in der Küche eh fast immer improvisieren würde. Und da ich in den letzten Monaten total auf die Kräuterkombination Salbei + Melisse stehe, gab es eine Neuschöpfung:

gebratene Salbei-Melisse-Fladen

Zutaten:
1 Becher Joghurt (500g)
eine Handvoll getrockneter Salbei
eine Handvoll getrocknete Melisse
ca 100g Margarine
ca 700-800g Mehl
1 Päckchen Backpulver
Salz

alle Zutaten wie immer pi mal Daumen nach Augenmaß - "die Hälfte von der Margarine die noch im Pott is und so viel Mehl bis die Konsistenz passt", solche "Rezepte" kennt man ja von mir schon.

Kräuter im Mixer grob zerkleinern (mein Salbei tendiert leider dazu, Stengelstückchen mit drin zu haben weil ich ihn nicht selber getrocknet habe), mit dem Joghurt verrühren, Margarine, Backpulver und Salz reinrühren, portionsweise Mehl dazu. Der Teig sollte ziemlich fest sein und auf keinen Fall mehr kleben.

Und daaaaaaaann meine Geheimwaffe, ohne die das Backen oft nur halb so viel Spaß macht: der Kruskavel (oder, wie er aus irgendeinem unerfindlichen Grund in meiner Familie heißt: Krusknebel).
Kleine Stücke des Teiges zu ganz flachen Fladen (höchstens halben Zentimeter dick) ausrollen und auf mittlerer Temperatur von beiden Seiten in einer Pfanne ausbacken. Öl braucht man keins, ohne schmecken sie besser. Ich hab zwischendurch natürlich einmal den Fehler gemacht und ausprobiert, ob das mit Öl schöner wird - näääää. Sie werden natürlich etwas gleichmäßiger braun, aber schmecken nichtmehr so gut.

Auf dem Bild sieht man noch ganz gut den mit Öl gebratenen Versuch mittendrin.Genausogut sieht man aber auch, dass die ohne Öl gebratenen obendrauf irgendwie gleich viel appetitlicher aussehen.

Der drittletzte von ca. einem Dutzend Fladen ist gerade in der Pfanne. Ich mampfe gerade schon den dritten und befürchte irgendwie, spätestens das Frühstück wird keiner der restlichen mehr überleben... Und die ganze Küche riecht nach Salbei. Herrlich. So kann das Wochenende doch beginnen!