Dienstag, 1. Mai 2012

Familienrezepte

Es ist immer wieder unglaublich, wie viele schöne Erinnerungen in einem hochkommen, wenn man sich die Zeit nimmt alte Familienrezepte nachzuarbeiten. Es gibt irgendwie kaum was besseres, als mehr oder weniger komplizierte Gerichte nachzu"kochen" und sich dabei die ganze Zeit daran zu erinnern, wie man als Kind jeden einzelnen Schritt davon von einer Groß- oder Urgroßmutter erklärt bekam.

Heute habe ich zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder das Zitronencreme-Rezept von meiner Omi ausgegraben. Ich habe schon als Kind wahnsinnig gerne "extreme" Geschmacksrichtungen (sehr saure oder sehr scharfe oder sehr salzige Sachen) gegessen und diese Creme war immer wieder ein Highlight. Leider hat meine Omi sie nur selten gemacht und meine Mutter sich stets geweigert, weil sie ihr zu aufwändig war und weite Teile meiner Familie nicht so gerne saueres essen.

Ich glaube, ich war ungefähr acht, als Omi und ich die Creme zum ersten Mal zusammen zubereitet haben, und habe mir damals ganz penibel jeden Schritt mitgeschrieben, weil ich das unbedingt öfter essen wollte - eine meiner wenigen positiven Kindheitserinnerungen. Ich habe nur sehr, sehr wenige Erinnerungen an die Zeit bevor ich etwa dreizehn war, und die wenigsten davon sind positiv. Lustigerweise haben diese positiven fast alle mit Essen oder Handarbeiten zu tun - vielleicht sind deshalb diese beiden Dinge so wichtig in meinem Leben?
Zutaten für 3-4 Portionen:

2 Eier
100g Zucker
200ml Zitronensaft
Gelatine (genug für 200ml Flüssigkeit)
etwas Wasser
200ml Sahne

Die Eier trennen. Das Eigelb mit dem Zucker schaumig schlagen. Die Zitronen auspressen und Saft und Fruchtfleisch unter die Zucker-Ei-Masse rühren. Die Gelatine nach Packungsanweisung in Wasser einweichen und auflösen (Blatt oder Pulver, je nach persönlichen Vorlieben) und mit der Zitronenmasse verrühren. Sahne und Eiweiß einzeln steif schlagen und beides unterziehen. Im Kühlschrank mehrere Stunden fest werden lassen.

Ich liebe diesen gleichzeitig sauren, süßen und sahnigen Geschmack. Irgendwie habe ich jedes Mal das Gefühl, man kann die ganze Arbeit und die schönen Erinnerungen herausschmecken... Auf jeden Fall vertreibt die Zubereitung und der Verzehr für eine Weile all die düsteren Gedanken aus meinem Kopf. Vielleicht sollte ich öfter so etwas machen?

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